Logo
Mittwoch, 28. April 2004
Zuhaus.
Daheim. Schon ein paar Tage. Die Freunde. Familie. Salatbüffets. Guter deutscher Bohnenkaffee. Die Espressobar. Reissdorf. Samstags-Sport-und-Musik-endlich-Fussball-Idylle.

Und doch wirkt alles unwirklich. Fremd. Nach diesem Blick auf harte Wirklichkeiten am anderen Ende der Welt. Unwirklich. Merkwürdig ruhig. Belanglosigkeiten kehren zurück. Der Alltag. Keine Armut. Kein Hunger. Kein Staub. Kein Dreck.

Seifenopern. Promi-News. Reformgequatsche. Konsum. Krisengejammer. Stunden am Schreibtisch. Glasaugen am Computer.

Es ist seltsam. Ein Satz aus Peru hängt hinterher. Von einem Argentinier: "Der westliche US-Kapitalismus und sein Gedanke vom ständigen Konsum, wird bald verglühen wie schon viele Systeme vor ihm."

Seltsam.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Mittwoch, 21. April 2004
Liebes Lima
Endlich wieder daheim.

Lima.

Stossender Autoverkehr. Warnendes Hupen. Diesiger Nebel. Klebrige Luftschwaden. Schreiende Strassenhaendler an der Kreuzung. Raubkopien, Bananen, Zuckerrohr, Papp-Skelette. "Jockey, Jockey, Jockey", zerrissene Rufe der Minibus-Fahrer zischen vorbei.

Hast, Hektik, Hetze.

Wenige Wortwechsel. Sandige Staubberge am milchigen Horizont. Staub. Die Pizzeria an der Ecke. Die frischen Fruechte am Morgen. Heisser Kaffee. Jeden Tag.

Liebes Lima, ein wenig haben wir dich liebgewonnen waehrend unserer Abwesenheit in der Provinz. Pucallpa. Huanuco. Puno. Noch ein Tag bleibt. Lima. Die 10-Millionen-Stadt.

[Unhandled Macro: thumbnail]

... link (1 Kommentar)   ... comment


Dienstag, 20. April 2004
Rom sehen - und nach Hause fahren!
Es geht ja nichts ueber einen gepflegten Sonntagsausflug. Rom sollte es am letzten Sonntag sein. Genauer: Julí, das "kleine Rom" am Titicacasee im Hochland Perus wo die "Aymara" leben. So packten wir Sonnenoel und Reisefuehrer in unser Buendel. Einmal Rom sehen und...

Nun gut. Dann kam alles anders.

Die Aymara sind starrkoepfige Menschen. Dass ihr Buergermeister ihre Steuerzahlungen in die eigene Geldboerse umleitet, finden die Aymara-Menschen wenig unterhaltsam. Deswegen streiken sie, gehen auf die Strasse und blockieren die Zufahrtswege in die Provinzhauptstadt Puno. Bis der Buergermeister geht. Eine "huelga" nennt man das.

Als unser Sonntags-Ausflugs-Bus auf halbem Weg den haesslichen Ort "Ilave" erreichte, versperrten fuenf schuechtern aufgehaeufte Steine die Strasse. "Baja, Baja" rief der Fahrer gelassen. Aussteigen. Endstation. So stiefelten wir zu Fuss Richtung Rom. Drei Haeuserbloecke weiter, hinter der Blockade, sollten wieder Busse zur Weiterfahrt stehen.

Wir gingen vorbei an mueden Streikposten, die uns ab und an ein freundliches "Hola Gringo!" zuriefen. Die wenigen Steine steigerten sich zu Haufen und schliesslich ausgewachsenen Strassenblockaden, ueberall standen kleine Gruppen und diskutierten ueber den Verrat ihres Buergermeisters.
Sonntags-Ausfluegler am Titicacasee

Die "drei Haueserblocke" zogen sich weit die Landstrasse entlang, ueber die ein Strom von hunderten gezwungenen Fussgaengern ging. Beladen mit schwerem Gepaeck ertrugen sie lethargisch ihr Schicksal. Wir passierten den Hauptplatz auf dem eine zerstreute Demonstration stattfand. Aschehaufen verbrannten Muells zeugten von den Lagern der letzten 10 Naechte der Streikenden. Nach einer halben Stunde ueberstiegen wir die letzte Strassensperre. Schon von weitem hoerte man die Rufe der wartenden Busfahrer: "Julí, Julí!" Rom wartete ja noch.

Wir blieben nur zum Mittagessen in Julí. Der Heimweg zu Fuss lag noch vor uns. Wir assen "Lomo asado". Das Fleisch war so zaeh, dass wir die Haelfte einem Hund gaben. Wir besichtigten eine Kathedrale und zwei Kirchen. Mehr gab es nicht zu sehen. Nach einer Stunde begannen wir die Rueckfahrt. In Ilave hatte inzwischen eine neue Schicht den Streikposten uebernommen.

Wir erreichten Puno in der Dunkelheit. Es regnete.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Samstag, 17. April 2004
Widmung mit Katze
Fuer unsere treuen Weblog-Leser:




(Ich bin schon durch die ganze Welt gekommen!) (Was keine grosse Sache ist...) (Ich kann ihren Rand von hier aus sehen!)

... link (1 Kommentar)   ... comment


Freitag, 16. April 2004
Hey du Haenfling!
Waehrend wir in der Heimat die hoefliche und bisweilen langweilige Anrede pflegen, die hoechstens in einem ekstatischen "Fraeulein!" gipfelt, geben sich viele Peruaner mehr Muehe.

In der Hauptstadt Lima herrscht ein rauher Umgangston. Fuer Streicheleinheiten fehlt die Zeit. "Bring mir Nuesse!" - "¡Traeme mani!" ruft ein Buspassagier zum Beifahrer an der roten Ampel. Der sprintet zum fliegenden Haendler und 15 Sekunden spaeter haelt sein Kunde einen Beutel gebrannter Nuesse in der Hand. Die Ampel schaltet auf gruen.

"¡He Flaquito!" - "He du Haenfling!" So lautet ein beliebter Ruf auch ausserhalb Limas, auf der Strasse und vor allem in den Restaurancitos. "Bring mir¨n Bier!". Manchmal reicht auch ein Pfiff. Die Floskel "Bitte" ist nicht sehr populaer.

Etwas gemuetlicher sind die Anden- und Dschungelbewohner. Im sympathischen Sing-Sang ziehen sie die Silben in die Laenge. "Ay Mamíííí, coooomprame!" - Ach Maaaami kaufs mir doch aaaab!" rufen die Muetzen- und Tuchhaendlerinnen weiblichen Touristen gerne hinterher. Auch untereinander nennt man sich zaertlich Vaeterchen oder Muetterchen - "Papito", "Mamita". Fuer eine Silbe mehr reicht¨s hier immer.

Hasta luegito!

(Bis spaeterchen).

... link (1 Kommentar)   ... comment


Donnerstag, 15. April 2004
Heimweh
Wir muessen es zugeben:

Nach etwa 40 Tagen Rundreise, nach Dschungel, Pazifikkueste und Hochland, nach Grossstadthektik und Hochlandromantik, sehnen wir uns langsam nach der Heimat zurueck.
Mal wieder ein gutes Koelsch trinken und die Bundesliga nicht nur im Internet verfolgen. Dem Schluerfgeraeusch der Espresso-Maschine beim Italiener im Nachbarhaus lauschen statt knatternder Moto-taxis. Freunde und Familie treffen. Und einmal nachts wieder dieses Bild sehen.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 13. April 2004
600 Stufen fuer ne Kiste Bier
Eigentlich sollten hier ein paar Bilder stehen, die unsere juengsten Erlebnisse illustrieren. Schwimmenden Inseln aus Schilf im Titicacasee etwa. Einem Meer, dass 13mal groesser als der Bodensee ist.

Oder der Schnappschuss aus Taquile, der Insel, die aussieht wie ein griechisches Mittelmeereiland. Dorffeste gestalten sich dort etwas muehsam. Fast 200 Meter, an die 600 Stufen, muessen die Maenner mit ihren Bierkaesten hochkraxeln, bis der Dorfplatz erreicht ist. Die ruestigsten schaffen die 70 Lenze. Aber mit ein bisschen Coca in den Backen sieht die Strapaze recht leichtfuessig aus.

Schliesslich stuende hier das Bild mit dem Babylama und seiner schmollenden Begleiterin auf dem Markt an der Passhoehe zwischen Cusco und Puno. Neben alten trockenen Empanadas (Teigtaschen) kann man dort auch unfreiwillig falsche 1 Solesmuenzen erstehen. Ein beeindruckendes Geschaeft gelingt da den Falschmuenzern. Immerhin ist ein Sol ganze 25 Cent wert!

Leider hat das Hochladen der Bilder nicht funktioniert. Wer neugierig ist clickt auf

http://galerie.digitalkamera.de/showgallery.php?cat=500&ppuser=113011

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 11. April 2004
Erdrutsch am Machu Picchu - wir nicht betroffen
Ein Erdrutsch hat am Macchu Picchu die Bahnlinie nach Cusco blockiert. Zehn Einheimische werden vermisst. Ueber 900 Touristen sind eingeschlossen. Der Erdmassen hatten sich nach starken Regenfaellen geloest.

Wir haben Macchu Picchu bereits vor zwei Tagen verlassen und sind inzwischen in Puno am Titicacasee angekommen. Uns geht es gut!

Mehr unter: http://www.elcomercioperu.com.pe/OnLine/Html/2004-04-10/OnlPortada0124936.html

... link (1 Kommentar)   ... comment


"Mucho frio en Puno..."
Egal wen man fragt - jedem Peruaner faellt zu Puno erstmal nur eines ein: "Mucho frio", "sehr kalt dort". Kaum ein Wort ueber die wunderschoene Lage am Ufer des Titicacasees oder die kuschligen Alpaca-Pullunder, die man hier kaufen kann.

[Unhandled Macro: thumbnail]

Wir sind soeben in Puno eingetroffen, auf 3800 Metern, nach einer zehnstuendigen Zugfahrt durch saftig gruene Taeler und ueber die endlose Steppe des Hochlands.

Und ja: Es ist kalt hier. Kaelter als auf den letzten Stationen unserer Reise. Aber von Eisblumen am Fenster, von beschlappmuetzten, lamafellbestiefelten Einwohnern fehlt jede Spur.

Zumindest hier in der Innenstadt traegt man Fleece- und Trench-Blousons, wenn man Indianerin ist vielleicht zwei Roecke uebereinander und ein Tuch auf dem Ruecken - Abendkleidung bei um die 10 Grad Celsius.

Jetzt ist hier alles dunkel - mal schauen, wie uns die "Folklorehauptstadt Perus" morgen im satten Hoehenlicht erscheint...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 9. April 2004
Machu Picchu - Verlorene Einsamkeit
Fuer schlappe 60 $ waren wir heute am "mythischen Zentrum der Welt" - wenn man den Omm-brummenden Esoterikern aus Arequipa glauben darf. Der Zug der englischen Halsabschneider-Firma schuckelt gemuetlich in ueber vier Stunden vom frostigen Hochland hinab in den gruenen Bergwald, den gigantische Felskeile einrahmen.

Machu Picchu, ein magischer Ort. Wolkenverhangen in der Daemmerung, sonnig-klar am Tag. Atemberaubende 400 Meter ueber dem Rio Urubamba, der die Fuesse der Berge wie eine braune Anaconda umschmeichelt.

Niemand weiss, was genau die Inkas hier wollten. War Machu Picchu eine Art Universitaet? Eine Heimat der Sonnenjungfrauen? Eine Sommerresidenz der Inka-Herrscher? Oder einfach eine ganz normale Stadt?

Abriegelbar und autark war der Ort, mit eigenen Feldterrassen bis an Stellen hinauf, an denen die gruenen Felskegel senkrecht in den Himmel zu ragen scheinen. Hier bauten die einfachen Bauern Kartoffeln und Quinoa-Getreide an - und wohnten ausserhalb der Stadtmauern. Drinnen eine klassischm geschichtete Gesellschaft: der Herrscher, Priester, Handwerker, Gelehrte, Diener.

Auch wir waren nicht allein. Lamas grasten auf dem Stadt-Platz, Chinesen, Peruaner, Franzosen, Hollaender wuselten drum herum. Da hatte die Ruinenanlage manchmal so viel Magie wie ein Kiosk am Potsdamer Platz...

Am fruehen Nachmittag allerdings brachten Busse die ersten tausend Touristen wieder hinab ins Tal. Eine Ahnung von Ruhe und Einsamkeit kam auf - und tatsaechlich auch ein wenig Mystik. Wir sind verzaubert von diesem einmaligen Zusammenspiel aus Natur und Kultur.

... link (0 Kommentare)   ... comment