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Donnerstag, 15. April 2004
Mutterschutz auf Quetchua-Art
Dunkel muss es sein, sicher und behuetet. Die Grossmutter verhaengt die Fenster. Weder der kalttrockene Wind noch die brennende Sonne finden den Weg ins Haus. Jemand macht Feuer aus Holz und getrocknetem Mist. Die Geborgenheit einer Hoehle.

[Unhandled Macro: thumbnail]
Quetchua-Mami mit ihrem "Wawa" (Baby)

Jetzt darf die Schwangere nicht mehr allein sein. Die Wehen haben eingesetzt. Die ganze Familie versammelt sich. Der Ehemann, die Schwestern, die Kinder, die werdende Grossmutter, die Hebamme, alle im Kreis um die Frau, die auf Kissen und Decken am Boden gebettet liegt. Streicheln. Beten. Ein Opfer fuer den Apu, den Berggott der Gemeinde. Bei der Geburt helfen der Ehemann und die Hebamme. Ist das Kind da, kommen alle in den Raum.

Die Tage nach der Geburt ist die Mutter niemals alleine. Sie darf kein Salz zu sich nehmen, sonst wuerde sie an ihrer inneren Wunde verbrennen. Sie verlaesst das Haus unter keinen Umstaenden. Zu gefaehrlich waere das jetzt, denn ihr Koerper ist geschwaecht und den Naturkraeften schutzlos ausgeliefert - die nagen staendig am menschlichen Gleichgewicht von Kalt und Warm. Auch das Wasser, deshalb darf sie sich nicht waschen.

Nach acht Tagen das Reinigungsritual: Der Koerper der Mutter wird mit mit Kraeutern und Wasser eingerieben, dann dick eingewickelt. So bleibt sie eine Nacht. "Danach fuehlst du dich leicht und stark wie ein Vogel", sagt Luz. So stark, dass sie wieder hinaus darf in die Welt.

So haben die Quetchua-Frauen frueher ihre Kinder bekommen. Heute gehen sie, weil es Gesetz ist, immer haeufiger in Gesundheitszentren und Krankenhaeuser. Sie wissen, dass die westliche Medizin sicherer ist, dass dank der Aerzte weniger Kinder und Muetter sterben. Aber das Ambiente - die hellen Raeume, die Kaelte, die Einsamkeit, die Fremden, das Sich-Waschen-Muessen - schreckt immer noch viele ab. Und auch, dass sie sich in der Vergangenheit oft als schmutzige Landeier beschimpfen lassen mussten.

Seit zehn Jahren kaempfen sie darum, dass ihre Kultur und ihr Wissen respektiert wird. Doch Gesundheitspolitik wird immer noch in Lima gemacht. Und bis Lima ist es ueber die Anden ein langer Weg .....

Ein Leben im Sack: Quetchua-Baby im traditionellen Ruecken-Tuch des peruanischen Anden-Hochlands
Ein Leben im Sack: Quetchua-Kind im traditionellen Ruecken-Tuch

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Donnerstag, 1. April 2004
Dick und stolz darauf
"Mira que gordita es" - "schau was fuer ein Dickerchen die ist". Diesen Satz hoere ich hier mindestens dreimal am Tag. Die Leute sagen ihn mir ins Gesicht. Breit grinsend. Ohne die geringste Scham. Sie begutachten mich von hinten. Von vorne. Von der Seite. Sie kneifen mir in die Huefte. Sie streicheln mir ueber den Bauch.

Dann quetschen sie mich aus. In welchem Monat bist du? Ist es dein erstes Kind? Weisst du schon was es wird? Ohne die Antwort abzuwarten, beschliessen sie: Wird ein Maedchen. Auf jeden Fall. Jungs wachsen nach vorne, Maedchen in die Breite.

Es wird ein Junge, sage ich. Ach so, sagen sie. Bien gordita eres, huebsch dick biste. Das wird ein grosser Junge. Ja, sage ich, hilflos. Dabei habe ich wirklich nicht aussergewoehnlich viel zugelegt. Die eine oder andere Speckrolle pflege ich seit Jahren. Aber ich bin halt im siebten Monat!

Ich hab ne Weile gebraucht bis ich begriffen habe, dass "bien gordita" zu sein ein echt angesagter Zustand ist in Peru. Weil man nicht unterernaehrt ist wie viele hier. Wer im Wohlstand lebt, der traegt oft auch stolz das entsprechende Baeuchlein vor sich her. Wenn Hebammen ein gesundes Kinder beschreiben, dann mit den Worten "bien rojito y gordito", "schoen rot und rund".

So reisen wir durch Peru: Dick und stolz darauf. Und immer noch auf der Suche nach einem Namen...

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Donnerstag, 12. Februar 2004
Wir sind nicht allein!
Mit Kollegin von Doro gesprochen.

Im 6. Monat ist sie vier Wochen lang durch Indien gereist! Alles kein Problem. Hatte eine ähnlich unkomplizierte Schwangerschaft, reiste auf verschiedenen Straßen im Billig-Taxi durch die Gegend. Überzeugte Abenteuer- und Individualtouristin und tropenerfahren.

Jetzt hat sie ein 2 1/2-jähriges Söhnchen und ist mit 3 Monaten nach Sizilien, mit 9 Monaten nach Dubai gereist. Demnächst geht's nach Marocco, und im Herbst nach Äthiopien....

Bravo!

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