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Dienstag, 13. April 2004
600 Stufen fuer ne Kiste Bier
Eigentlich sollten hier ein paar Bilder stehen, die unsere juengsten Erlebnisse illustrieren. Schwimmenden Inseln aus Schilf im Titicacasee etwa. Einem Meer, dass 13mal groesser als der Bodensee ist.

Oder der Schnappschuss aus Taquile, der Insel, die aussieht wie ein griechisches Mittelmeereiland. Dorffeste gestalten sich dort etwas muehsam. Fast 200 Meter, an die 600 Stufen, muessen die Maenner mit ihren Bierkaesten hochkraxeln, bis der Dorfplatz erreicht ist. Die ruestigsten schaffen die 70 Lenze. Aber mit ein bisschen Coca in den Backen sieht die Strapaze recht leichtfuessig aus.

Schliesslich stuende hier das Bild mit dem Babylama und seiner schmollenden Begleiterin auf dem Markt an der Passhoehe zwischen Cusco und Puno. Neben alten trockenen Empanadas (Teigtaschen) kann man dort auch unfreiwillig falsche 1 Solesmuenzen erstehen. Ein beeindruckendes Geschaeft gelingt da den Falschmuenzern. Immerhin ist ein Sol ganze 25 Cent wert!

Leider hat das Hochladen der Bilder nicht funktioniert. Wer neugierig ist clickt auf

http://galerie.digitalkamera.de/showgallery.php?cat=500&ppuser=113011

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Sonntag, 11. April 2004
Erdrutsch am Machu Picchu - wir nicht betroffen
Ein Erdrutsch hat am Macchu Picchu die Bahnlinie nach Cusco blockiert. Zehn Einheimische werden vermisst. Ueber 900 Touristen sind eingeschlossen. Der Erdmassen hatten sich nach starken Regenfaellen geloest.

Wir haben Macchu Picchu bereits vor zwei Tagen verlassen und sind inzwischen in Puno am Titicacasee angekommen. Uns geht es gut!

Mehr unter: http://www.elcomercioperu.com.pe/OnLine/Html/2004-04-10/OnlPortada0124936.html

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"Mucho frio en Puno..."
Egal wen man fragt - jedem Peruaner faellt zu Puno erstmal nur eines ein: "Mucho frio", "sehr kalt dort". Kaum ein Wort ueber die wunderschoene Lage am Ufer des Titicacasees oder die kuschligen Alpaca-Pullunder, die man hier kaufen kann.

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Wir sind soeben in Puno eingetroffen, auf 3800 Metern, nach einer zehnstuendigen Zugfahrt durch saftig gruene Taeler und ueber die endlose Steppe des Hochlands.

Und ja: Es ist kalt hier. Kaelter als auf den letzten Stationen unserer Reise. Aber von Eisblumen am Fenster, von beschlappmuetzten, lamafellbestiefelten Einwohnern fehlt jede Spur.

Zumindest hier in der Innenstadt traegt man Fleece- und Trench-Blousons, wenn man Indianerin ist vielleicht zwei Roecke uebereinander und ein Tuch auf dem Ruecken - Abendkleidung bei um die 10 Grad Celsius.

Jetzt ist hier alles dunkel - mal schauen, wie uns die "Folklorehauptstadt Perus" morgen im satten Hoehenlicht erscheint...

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Freitag, 9. April 2004
Machu Picchu - Verlorene Einsamkeit
Fuer schlappe 60 $ waren wir heute am "mythischen Zentrum der Welt" - wenn man den Omm-brummenden Esoterikern aus Arequipa glauben darf. Der Zug der englischen Halsabschneider-Firma schuckelt gemuetlich in ueber vier Stunden vom frostigen Hochland hinab in den gruenen Bergwald, den gigantische Felskeile einrahmen.

Machu Picchu, ein magischer Ort. Wolkenverhangen in der Daemmerung, sonnig-klar am Tag. Atemberaubende 400 Meter ueber dem Rio Urubamba, der die Fuesse der Berge wie eine braune Anaconda umschmeichelt.

Niemand weiss, was genau die Inkas hier wollten. War Machu Picchu eine Art Universitaet? Eine Heimat der Sonnenjungfrauen? Eine Sommerresidenz der Inka-Herrscher? Oder einfach eine ganz normale Stadt?

Abriegelbar und autark war der Ort, mit eigenen Feldterrassen bis an Stellen hinauf, an denen die gruenen Felskegel senkrecht in den Himmel zu ragen scheinen. Hier bauten die einfachen Bauern Kartoffeln und Quinoa-Getreide an - und wohnten ausserhalb der Stadtmauern. Drinnen eine klassischm geschichtete Gesellschaft: der Herrscher, Priester, Handwerker, Gelehrte, Diener.

Auch wir waren nicht allein. Lamas grasten auf dem Stadt-Platz, Chinesen, Peruaner, Franzosen, Hollaender wuselten drum herum. Da hatte die Ruinenanlage manchmal so viel Magie wie ein Kiosk am Potsdamer Platz...

Am fruehen Nachmittag allerdings brachten Busse die ersten tausend Touristen wieder hinab ins Tal. Eine Ahnung von Ruhe und Einsamkeit kam auf - und tatsaechlich auch ein wenig Mystik. Wir sind verzaubert von diesem einmaligen Zusammenspiel aus Natur und Kultur.

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Mittwoch, 7. April 2004
Hoehenrausch - die Borachos von Cusco
Als wir durch einen langen Schlauch in den ueberdachten Hinterhof gelangen, faellt einer der Gaeste gerade von seinem Plastikhocker. Es ist kurz nach drei Uhr nachmittags hier auf 3400 Meter Hoehe in Cusco. Das Mittagsmenue ist schon von der Tafel verschwunden an diesem Dienstag, und es gibt fuer die Maenner an den sechs gelben Tischen keinen Grund nicht mit einem Bier anzustossen.

Betrunken sind sie alle. Die beiden bald Achtzigjaehrigen rechts neben uns, der eine im abgewetzten Nadelstreifen-Anzug, der andere im grauen Pulunder, mit dunkelblauer Filzkappe. Ganz hinten sitzen zwei mit einer Nutte am Tisch. Sie ist die einzige Frau im Raum. Links neben uns drei Kumpels, um die 40, die Gesichter verwischt vom Rausch, die Augen gleiten in die Ferne ab. Schulterklopfen, Stirnknochen stossen aneinander. Ein, zwei, drei "Aguardientes", selbstgebranntes Feuerwasser, nickt einer aus einer mitgebrachten Plastikflasche den Rachen hinunter.

Ab und zu hoert man ein kehliges Glucksen. Pfiffe zischen durch die Luft. Der Kellner soll noch eine Flasche "Pilsen"-Bier bringen oder fuer jeden eine Zigarette. Aus der Lautsprecher-Box wankt im unregelmaessigen Rhythmus Criollo-Musik ans Ohr.

[Unhandled Macro: thumbnail] An den Waenden haengen Bikini-Modelle aus den Achtzigern, auf meinem Teller liegt ein Riesen-Huehner-Schnitzel. Irgendwo darunter muessen wohl Reis und Kartoffeln versteckt sein. Der graue Schnauzbart am Nebentisch hat sich die Hand seines Kollegen geschnappt und liest aus der Pranke die Zukunft. Ein Grund zu lachen und aus der grossen Pulle die kleinen Becherglaeser zu fuellen. Das Morgen ist leicht in der "Quinta de Sol".

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Dienstag, 6. April 2004
Horror in Arequipa: Yohns jaehes Ende
Yohns Welt war perfekt, bis sich der dunkle Schatten einer rostigen Bratpfanne ueber ihn senkte. Es gab einen Haufen Moehren, Bohnen und hin und wieder auch ein frisches Salatblatt zu futtern. Gerade dachte er darueber nach, am Wochenende ein paar Kumpels auf der anderen Seite des Erdhuegels zu treffen, als es "chac!" machte und Yohns Leben ein jaehes Ende fand.

Jetzt lag Yohn ausgestreckt neben ein paar Bratkartoffeln, und auf seinem Ruecken hatte der Koch lustlos ein paar geroestete Maiskoerner ausgestreut. An seiner linken Huefte kraeuselten sich ein paar marinierte Zwiebelringe.

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Yohn war ein Meerschweinchen. Eins von 50 Millionen, die jedes Jahr auf den Tellern peruanischer Gaststaetten landen. Wie eine Mahnung an das Schicksal seiner Art ragte Yohns rechte Vorderpfote still in die Hoehe.

"Cuy chactado" ist eine beliebte Spezialitaet der Kueche des peruanischen Hochlandes. Wie es ueblich ist, hatte der Koch den gegrillten Yohn baeuchlings auf den Teller gedrueckt, so dass das Meerschwein alle Viere von sich streckte und seine Schneidezaehne auf dem weissen Porzellanteller auflagen. Waerend des Essens klapperten sie im Takt der Salsa-Musik.

Das wenige Meerschweinchenfleisch, das an vielen Knochen haengt, schmeckt wie eine Mischung aus Huhn, Frosch und Kaninchen - saftig und zart. Allerdings wird der Verzehr durch eine gummiartige Haut behindert.

Doros Versuch, Yohns Ueberresten Herr zu werden, hinterliess ein abstraktes Kunstwerk. Am besten isst man Meerschweinchen nicht mit Messer und Gabel, sondern mit den Fingern. Dazu schmeckt ein frisches Arequipeña, das lokale Bier der "Weissen Stadt" - unserem ersten touristischen Ziel nach vier Wochen.

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Um das Wohlergehen der Meerschweinchen auf dieser Welt kuemmert sich ein oesterreichischer Verein: www.meerschweinchenverein.at/ Ausstellung/

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Samstag, 3. April 2004
Schnarchen mit Mel und Marlon
Sandwichs und Brezeln in der deutschen Baeckerei. Milchkaffee, frisch gepresster O-Saft. Die Sonne blinzelt ueber die Berge. Die Taxis hupen verschlafen.

Vor uns die dicke Wochenendausgabe von "El comercio". Marlon Brando wird 80. Die Maedchen von Lima liegen dem spanischen Saenger Alejandro Sanz zu Fuessen. Die Bischoefe wollen die Pille danach verbieten. DJ Miki Gonzalez mischt Chillout-Sounds mit Anden-Klaengen.

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Eine deutsche Dame parkt ihren silbernen Passat. Kichert und tuschelt mit ihrem Toechterchen, das vielleicht siebzehn ist. Blonder Pferdeschwanz, blaue Augen, Reithosen. Vollkornbrot fuer die ganze Familie!

Lima um sieben, nach einer Nacht im Luxusbus. Die Stewardess hat uns suessen Kamillentee serviert., waehrend Vietnamesen Mel Gibson uebel zurichteten. Wir kippten auf unseren Bettsesseln nach hinten. Dreissig Schnarcher bei dreissig Grad ohne Frischluftzufuhr.

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Im luxurioesen Schnarchbus ueber 5000 Meter hohe Anden springen

Heute abend bringt uns LanPeru nach Arequipa, 1000 Kilometer in den Sueden. Weiss soll die Stadt sein und wohlhabend. Stolz ihre Bewohner. Es gibt einen deutschsprachigen Doener-Grill, und unser Hotel heisst "La casa de mi Abuela" - "Das Haus meiner Grossmutter"...

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Freitag, 2. April 2004
Ode an das Brathuhn
Zart, weichfleischig und saftig ist es innendrin. Aussen knistert die Haut kross und schmeckt nach Feuer und Rauch. Noch nirgends auf der Welt haben wir so leckeres Brathuhn gegessen wie hier in Peru. "Pollo a la brasa", Haehnchen vom Holzkohlengrill - binnen zwei Tagen hat es sich zu unserer Leibspeise gemausert!

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An jeder Huánuco-Strassenecke prangen Schilder: "No soy cualquier pollo!" - "Ich bin nicht irgendein Haehnchen", "soy ell más sabroso" - "ich bin das leckerste!". So ist es! Eines feiner als das andere! Wir taumeln von Grillstube zu Grillstube, im Geschmacksrausch, haben unseren Diaetplan auf nunmehr fuenf warme Mahlzeiten ausgeweitet.

Zum peruanischen Brathuhn servieren die Kellnerinnen, oft in US-Outfit mit gelben Kappen und Schuerzchen, knusprig-fettige Pommes, ein Salatblatt mit Zwiebeln drauf und etwa fuenf verschiedene "Ajís" - die typischen Chili-Saucen, von denen es hier hunderte Varianten gibt.

Und dazu entweder ein kleines Bierchen (bei Oli dann meistens ein etwas groesseres...) oder "Chicha Morada" - ein aus dunklem Mais und Fruechten gekochtes Erfrischungsgetraenk, das manchmal wie Gluehwein schmeckt. Einfach herrlich!
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Eisenmaennchen und Yoga-Stunde
Alfredo Montes fehlen mindestens drei Vorderzaehne, sein Lachen stammt aus der guten alten Westernzeit, obwohl sich beim Betreten seines Restaurancitos keine Saloon-Tueren oeffnen. Sein 5-Tage-Bart knistert wenn er grinst und er schlaegt mir zur Begruessung auf den Bauch. Alfredo ist der Sohn von Doña Violetta, bei der wir wohnen.

Der Mittagstisch bietet 6 Plaetze auf zehn Quadratmetern und ein 2-Gaenge-Menue fuer etwa 50 Cents. Nachmittags, waehrend der Siesta, schweisst und bastelt Alfredo aus altem Eisen seltsame Maennchen, Krokodile und Whisky-trinkende Opferfiguren.
Nach dem ersten Haendedruck und einem Akkupunktur-Quickie hat er mir leider kein langes Leben, sondern Probleme mit Leber und Ruecken bescheinigt. Bier kann man bei ihm nicht kaufen, dafuer aber eine Art Wundertrunk aus "Quinoa". Ist irgendnen suesser Getreidesaft. Wir haben ihn gestern allerdings beim heimlichen Rauchen erwischt.

Doña Violetta ist eine Granddame mit warmherzigen Laecheln aus immer geschminkten Augen und etwa 75 Jahre alt. Doña Violetta war frueher Yoga-Lehrerin. Sie hat uns auf einen Trip an einen herrlichen Strand im Nirwhana mitgenommen und ermahnt uns, ein gesundes und harmonisches Leben zu fuehren.

Ihr zweiter Sohn, Carlos, faellt etwas aus der Reihe. Er ist klein, staemmig kraeftig und haelt offenbar wenig vom Gesundheitsfimmel der restlichen Familie. Carlos betreibt gleich neben dem Restaurante eine Bodega, das ist eine Art Super-Kiosk, und traegt einen Rapperbart, Gurttasche, T-Shirt und Shorts mit Turnschuhen.

Dann muss man noch "Tigre" erwaehnen, den Haushund, der auch dem Yoga-Wahn verfallen ist. Netter Kerl. Ruht vollkommen in sich. Aber an "Pibe" kommt er nicht heran.

"Hasta luegito Huanuco" rufen wir am Freitag. Dann gehts Richtung Arequipa, unser erstes rein touristisches Ziel.

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