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Dienstag, 6. April 2004
Horror in Arequipa: Yohns jaehes Ende
Yohns Welt war perfekt, bis sich der dunkle Schatten einer rostigen Bratpfanne ueber ihn senkte. Es gab einen Haufen Moehren, Bohnen und hin und wieder auch ein frisches Salatblatt zu futtern. Gerade dachte er darueber nach, am Wochenende ein paar Kumpels auf der anderen Seite des Erdhuegels zu treffen, als es "chac!" machte und Yohns Leben ein jaehes Ende fand.

Jetzt lag Yohn ausgestreckt neben ein paar Bratkartoffeln, und auf seinem Ruecken hatte der Koch lustlos ein paar geroestete Maiskoerner ausgestreut. An seiner linken Huefte kraeuselten sich ein paar marinierte Zwiebelringe.

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Yohn war ein Meerschweinchen. Eins von 50 Millionen, die jedes Jahr auf den Tellern peruanischer Gaststaetten landen. Wie eine Mahnung an das Schicksal seiner Art ragte Yohns rechte Vorderpfote still in die Hoehe.

"Cuy chactado" ist eine beliebte Spezialitaet der Kueche des peruanischen Hochlandes. Wie es ueblich ist, hatte der Koch den gegrillten Yohn baeuchlings auf den Teller gedrueckt, so dass das Meerschwein alle Viere von sich streckte und seine Schneidezaehne auf dem weissen Porzellanteller auflagen. Waerend des Essens klapperten sie im Takt der Salsa-Musik.

Das wenige Meerschweinchenfleisch, das an vielen Knochen haengt, schmeckt wie eine Mischung aus Huhn, Frosch und Kaninchen - saftig und zart. Allerdings wird der Verzehr durch eine gummiartige Haut behindert.

Doros Versuch, Yohns Ueberresten Herr zu werden, hinterliess ein abstraktes Kunstwerk. Am besten isst man Meerschweinchen nicht mit Messer und Gabel, sondern mit den Fingern. Dazu schmeckt ein frisches Arequipeña, das lokale Bier der "Weissen Stadt" - unserem ersten touristischen Ziel nach vier Wochen.

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Um das Wohlergehen der Meerschweinchen auf dieser Welt kuemmert sich ein oesterreichischer Verein: www.meerschweinchenverein.at/ Ausstellung/

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