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Dienstag, 20. April 2004
Rom sehen - und nach Hause fahren!
Es geht ja nichts ueber einen gepflegten Sonntagsausflug. Rom sollte es am letzten Sonntag sein. Genauer: Julí, das "kleine Rom" am Titicacasee im Hochland Perus wo die "Aymara" leben. So packten wir Sonnenoel und Reisefuehrer in unser Buendel. Einmal Rom sehen und...

Nun gut. Dann kam alles anders.

Die Aymara sind starrkoepfige Menschen. Dass ihr Buergermeister ihre Steuerzahlungen in die eigene Geldboerse umleitet, finden die Aymara-Menschen wenig unterhaltsam. Deswegen streiken sie, gehen auf die Strasse und blockieren die Zufahrtswege in die Provinzhauptstadt Puno. Bis der Buergermeister geht. Eine "huelga" nennt man das.

Als unser Sonntags-Ausflugs-Bus auf halbem Weg den haesslichen Ort "Ilave" erreichte, versperrten fuenf schuechtern aufgehaeufte Steine die Strasse. "Baja, Baja" rief der Fahrer gelassen. Aussteigen. Endstation. So stiefelten wir zu Fuss Richtung Rom. Drei Haeuserbloecke weiter, hinter der Blockade, sollten wieder Busse zur Weiterfahrt stehen.

Wir gingen vorbei an mueden Streikposten, die uns ab und an ein freundliches "Hola Gringo!" zuriefen. Die wenigen Steine steigerten sich zu Haufen und schliesslich ausgewachsenen Strassenblockaden, ueberall standen kleine Gruppen und diskutierten ueber den Verrat ihres Buergermeisters.
Sonntags-Ausfluegler am Titicacasee

Die "drei Haueserblocke" zogen sich weit die Landstrasse entlang, ueber die ein Strom von hunderten gezwungenen Fussgaengern ging. Beladen mit schwerem Gepaeck ertrugen sie lethargisch ihr Schicksal. Wir passierten den Hauptplatz auf dem eine zerstreute Demonstration stattfand. Aschehaufen verbrannten Muells zeugten von den Lagern der letzten 10 Naechte der Streikenden. Nach einer halben Stunde ueberstiegen wir die letzte Strassensperre. Schon von weitem hoerte man die Rufe der wartenden Busfahrer: "Julí, Julí!" Rom wartete ja noch.

Wir blieben nur zum Mittagessen in Julí. Der Heimweg zu Fuss lag noch vor uns. Wir assen "Lomo asado". Das Fleisch war so zaeh, dass wir die Haelfte einem Hund gaben. Wir besichtigten eine Kathedrale und zwei Kirchen. Mehr gab es nicht zu sehen. Nach einer Stunde begannen wir die Rueckfahrt. In Ilave hatte inzwischen eine neue Schicht den Streikposten uebernommen.

Wir erreichten Puno in der Dunkelheit. Es regnete.

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