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Mittwoch, 7. April 2004
Hoehenrausch - die Borachos von Cusco
Als wir durch einen langen Schlauch in den ueberdachten Hinterhof gelangen, faellt einer der Gaeste gerade von seinem Plastikhocker. Es ist kurz nach drei Uhr nachmittags hier auf 3400 Meter Hoehe in Cusco. Das Mittagsmenue ist schon von der Tafel verschwunden an diesem Dienstag, und es gibt fuer die Maenner an den sechs gelben Tischen keinen Grund nicht mit einem Bier anzustossen.

Betrunken sind sie alle. Die beiden bald Achtzigjaehrigen rechts neben uns, der eine im abgewetzten Nadelstreifen-Anzug, der andere im grauen Pulunder, mit dunkelblauer Filzkappe. Ganz hinten sitzen zwei mit einer Nutte am Tisch. Sie ist die einzige Frau im Raum. Links neben uns drei Kumpels, um die 40, die Gesichter verwischt vom Rausch, die Augen gleiten in die Ferne ab. Schulterklopfen, Stirnknochen stossen aneinander. Ein, zwei, drei "Aguardientes", selbstgebranntes Feuerwasser, nickt einer aus einer mitgebrachten Plastikflasche den Rachen hinunter.

Ab und zu hoert man ein kehliges Glucksen. Pfiffe zischen durch die Luft. Der Kellner soll noch eine Flasche "Pilsen"-Bier bringen oder fuer jeden eine Zigarette. Aus der Lautsprecher-Box wankt im unregelmaessigen Rhythmus Criollo-Musik ans Ohr.

[Unhandled Macro: thumbnail] An den Waenden haengen Bikini-Modelle aus den Achtzigern, auf meinem Teller liegt ein Riesen-Huehner-Schnitzel. Irgendwo darunter muessen wohl Reis und Kartoffeln versteckt sein. Der graue Schnauzbart am Nebentisch hat sich die Hand seines Kollegen geschnappt und liest aus der Pranke die Zukunft. Ein Grund zu lachen und aus der grossen Pulle die kleinen Becherglaeser zu fuellen. Das Morgen ist leicht in der "Quinta de Sol".

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