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Donnerstag, 25. März 2004
John Wayne am Nebentisch
Schubidu. Der peruanische Kloss, verlaesst singend die Kaffebuud, in der wir auf Mango-Mix und Broetchen mit Ei warten. Pucallpa, acht Uhr morgens, das heisst: aufstehen, waschen, raus auf die Formel 1-Motoroller-Tribuene, roehrendes Morgen-Brumm-Brumm; dann gleich frische rote Flugerde zerknarfeln, schwarzes Suppenextrakt mit heissem Wasser zu Kaffee verlaengern und die zugepappten Augen aufreissen: Guten Morgen Amazonien!

Die Kaffebuden von Dschungelland haben mehr zu bieten als Luftpumpen-Hefeknubbel, leckeres Backwerk wartet: Ananas-Kuechelchen, Maisgebaeck, Apfeltaschen, Kekse, Kokoswaren aller Art. Roter-Erdmatsch vom Vortag klebt noch an den Fuessen; scheuche den Schuputzer trotzdem fort; sinnlos die Treter zu polieren;

Doro gurgelt den ersten Schluck Kaffee hinab; am Nebentisch mit breiter Brust, dass das dunkel-violette Satin-Hemd sich spannt, frisch gefoehnt, John Wayne, peruanische Version: "Bring mir einen Hamburger!" Die Machos der Stadt kennen nur den Imperativ. "Und Papayasaft" Gut. John haette einen Krug Whiskey bestellt. Statt des Colts blitzt ein Handy auf, Patronengurt fehlt; der Typ hat "plata", ordentlich Silber auf der Tasche; koennte ein Holzhaendler sein; Mahagoni, illegal, aber wen kuemmert das, wenn der Buergermeister selbst "Madeirero" ist.

[Unhandled Macro: thumbnail]
Das Holz wird im Urwald geschlagen, den brauen Ucayali-Fluss runtergeschippert und von mehrachsigen Blechraupen in die Hauptstadt Lima geschoben, nachdem die duerren Bewohner es am Stadtrand zurechtgesaebelt haben.

Lautes blechernes Klopfen bringt Bewegung in die Haeuser, die Muellkutscher kuendigen ihr Kommen an. Und wer seinen Abfall loswerden will springt auf die Strasse gibt zwei, drei Plastiktueten ab. Wir zahlen, John Wayne ist schon fort, eine Verabredung im Centro de Salud wartet auf uns. Draussen ist das tiefe Blubbern der Motoren lauter geworden.

Im Internetcafe spielen sie "Ich will dich nie wieder kuessen."

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