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Samstag, 27. März 2004
Am Fluss aus Milchkaffee
Der Rio Ucayali. Ein Fluss aus Milchkaffee, hunderte von Metern breit. Gerade hat einer den Zucker reingeruehrt und den Loeffel rausgenommen. Tausend kleine Wirbel zerreissen die Oberflaeche.

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Ein Kilometer Matsch trennt den Anlegesteg vom Dorf. Die dunkelbraune, reiche Erde will unsere Turnschuhe verschlucken. Die der Einwohner von Santa Isabell hat sie schon gekriegt: Hier laeuft jeder barfuss herum. Und jeder begruesst uns mit einem warmen Lachen.

Jetzt sind sie auf dem Weg zu ihrer Chacra, ihrem Stueckchen Land. Dort graben sie Yucca-Wurzeln aus und ernten Reis. Heute nachmittag werden sie heimkehren, den Ruecken gekruemmt vom Gewicht der Kochbananenstauden. Einige Maenner und Burschen werden Fische aus dem Fluss gezogen haben. Dann kochen die Frauen, und in den feuchten Gaesschen zwischen den Palmhuetten duftet es nach brennendem Holz.

Doch bis dahin gehoert das Dorf allein den vielen Kindern. Kichern, Lachen, Schekern, Schreien an jeder Ecke. Keiner passt auf die Kurzen auf - was soll auch passieren, mitten im Urwald?

Doch heute passiert was. Blauaeugige, blassbeinige Gringos stiefeln durchs Dorf. Stehlen den Eidechsen und Ferkeln die Show. Rundgang mit der Krankenschwester und dem zweiten Haueptling. Oli, hochrotes Gesicht, lernt Shipibo zu sprechen. Doro, tomatig glaenzend, versucht verzweifelt jugendliche Schwangere zu interviewen.

Es geht nicht. Mit letzer Kraft verteilen sie die mitgebrachten Bonbons und fliegen zurueck ueber die braune Riesensuppe. Es ist einfach zu heiss am Milchkaffeefluss.

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